Nach 18 Jahren ist es Tatsache, die als „Rasechatze“ bekannte Frauenmannschaft vom SC Huttwil und SV Sumiswald muss infolge Mangel an Spielerinnen per Saisonende aufgelöst werden. Kaum zu glauben, dass es in Zukunft kein Frauenfussball mehr auf dem Dornacker in Huttwil und auf der Weiersmatt in Sumiswald zu sehen gibt. Das obwohl doch der Frauenfussball immer populärer wird und im Jahr 2025 die Europameisterschaft vom Frauenfussball in der Schweiz stattfinden wird.
1. Mannschaftsfoto im Jahr 2006
Im Jahr 2006 hat der SC Huttwil und der SV Sumiswald als Gruppierung erstmals eine Frauenmannschaft gemeldet. In den 18 Jahren haben sich mit Tabea Flückiger, Philippe Mathys, Patrick Jost, Daniel Wittwer, Walter Misteli, Adrian Nyffenegger und Dario Grundbacher eine Trainerin und 6 Trainer den grossen Aufwand auf sich genommen und die Frauenmannschaft begleitet. Trainer Mathys hat als einziger Aufstiegstrainer die Frauen während neun Jahren geführt und konnte innerhalb von sechs Jahren drei Aufstiege in die 2. Liga feiern. In dieser Zeit wurden die Frauen öfters als sogenannte „Liftmannschaft“ betitelt. Andere haben auch gemunkelt, dass die Frauenmannschaft gerne Aufstiege feiert und darum jede Saison zwischen der 2. und der 3. Liga wechselte. Was tatsächlich auch nicht ganz gelogen war, da die Rasechatze auch in der 3. Halbzeit (nach dem Spiel) immer Vollgas gegeben haben und am liebsten nach dem Spiel noch gemeinsam um die Häuser zogen. Richtigerweise hat es jedoch einfach knapp nicht gereicht, um den Ligaerhalt in der 2. Liga zu schaffen. Auch in der Wintersaison waren die Frauen immer voller Elan im Einsatz. Jedes Jahr wurde an diversen Hallenturnieren mitgemacht, wo das harte Training auf dem „Platz“ gezeigt werden konnte. Es konnten diverse Siege und Podestplätze an den Hallenturnieren gefeiert werden. Wichtig war jedoch immer, die Freude am Fussball soll auch auf dem Platz gezeigt werden. So fiel zwischendurch auch ein „dummer“ Spruch oder einfach nur ein lächeln nach einem völlig sinnlosen Pass.
Aufstieg in die 2. Liga 2014 / 2015
Im Bestehen der Frauenmannschaft haben sich die Rasechatze meist in der vorderen Hälfte der Tabelle aufgehalten. Drei Mal die Saison als Gruppensieger beendet, wo der Aufstieg in die 2. Liga und anschliessende Wiederabstieg in die 3. Liga erfolgte. Ein Abstieg in die unterste 4. Liga war nie eine Gefahr. Die Frauen haben sich im Fussballverband Bern/Jura auf vielen Fussballplätzen aufgehalten. Im Oberland, Seeland, Jura, Emmental und Oberaargau. Testspiele wurden öfters auch im Kanton Solothurn, Aargau oder Luzern durchgeführt. Die Frauen haben verschiedene Spielsysteme gespielt, mit welchen durch Flügelflitzer, gefährlichen Kopfballmonstern, blitzschnellen Stürmerinnen oder einfach haargenau passenden Weitschüssen oder Freistösse aus dem Mittelfeld etliche Tore erzielt werden konnten. Durch das meist strenge Ausdauertraining wurden Spielerinnen gar als „Duracell-Häschen“ betitelt.
Früher, als die Frauen ihre Heimspiele noch am Sonntag um 11.00 Uhr, oder auch heute, wo die Heimspiele am Samstagabend, meist nach den Spielen der Herrenmannschaften, gespielt wurden, hatte es oft zahlreiche Zuschauer an die Spiele gezogen. Die Frauen wurden auch lautstark durch die Fans unterstützt, was die Spielerinnen immer sehr geschätzt haben. Es gab sogar Schiedsrichter, welche sich immer sehr gefreut haben, wenn sie ein Spiel der Rasechatze begleiten durften und sich sogar beim Verband gemeldet haben, um für Spiele der Mannschaft eingeteilt zu werden. Nach den vielen Jahren kannte man die meisten Schiedsrichter, wie auch Gegenspielerinnen. Dadurch gab es diverse „Derbys“, bei welchen die Frauen unbedingt ein Sieg holen wollten.
Im Sommer 2015 konnte Huttwil/Sumiswald mit Trainer Patrick Jost sogar eine zweite Frauenmannschaft in der 4. Liga gründen. Im Jahr 2017 konnte die Mannschaft unter Trainer Jost sogar den Gruppensieg und somit den Aufstieg in die 3. Liga feiern. Jedoch musste die Mannschaft wegen zu wenigen Spielerinnen zu diesem Zeitpunkt wieder aufgelöst werden.
Im Jahr 2018 dann der Top-Transfer vom FC Zürich zum SC Huttwil. Die ehemalige Spielerinn der Schweizer Nationalmannschaft und der Deutschen Bundesliga Lara Keller (heute Minder) wechselt in die 3. Liga zu den Frauen vom SC Huttwil/SV Sumiswald. Was für eine grossartige Bereicherung für die Mannschaft. Für die Frauen ein wahnsinniges Gefühl plötzlich mit einer ehemaligen Nationalspielerinn auf dem Fussballfeld zu stehen. Durch sie wurden die Spielfreude, die Technik im Spiel und die Leistungen auf dem Platz sämtlicher Spielerinnen noch einmal mehr gefördert. DANKE Lara, dass du ein Teil unsere Mannschaft warst und wir dich als „eini vo üs“ nennen können.
Eine Spielerinn, welche bereits seit der Gründung mit dabei war, ist auch heute immer noch aktiv auf dem Spielfeld. Jeannine Sommer ist die einzige Spielerinn, welche seit der Gründung (2006) bis zur Auflösung (2024) für die Rasechatze auf dem Feld stand und ein Mitglied der Frauenmannschaft ist. Sie kann auf unzählige Spiele, Trainings und Anlässe zurückblicken.
Es ist für alle kaum zu glauben, was diese Mannschaft in den vergangenen 18 Jahren alles zusammen erlebt hat. Bei gemeinsamen Treffen erinnern sich immer alle gerne wieder an die gemachten Ausflüge und Anlässe. Ob aktive Trainingsweekends, Städte-Trips, Ski- und Schlittelweekends, lange Fahrten zu den Auswärtsspielen, diverse Saisonabschlüsse oder einfach gemeinsam in den Ausgang bis in die frühen Morgenstunden, es ging immer lustig und abenteuerreich zu und her.
Abschluss und Abschied
Am Samstag, 8. Juni 2024, 19.00 Uhr findet das letzte Spiel der Rasechatze auf der heimischen Weiersmatt in Sumiswald gegen die Femina Kickers Worb statt. Die Frauen mit den Trainern Nyffenegger/Grundbacher freuen sich, wenn sie am letzten Spiel des Bestehens der Frauenmannschaft von Huttwil/Sumiswald noch das letzte Mal auf die Unterstützung einer grossen Anzahl Zuschauerinnen und Zuschauern zählen dürfen.
Die Frauen bedanken sich bei allen, welche die Rasechatze in den letzten 18 Jahren unterstütz haben. Wir sind stolz durch wunderbare Menschen, Schwestern und gar einer Nationalspielerinn zu besten Freundinnen und sogar zu „fasche e Familie“ zusammengewachsen zu sein. Die Zeit als Frauenfussball-Familie werden wir, die ehemaligen und aktuellen Spielerinnen, nie vergessen.
„Einisch e Rasechatz, immer e Rasechatz“
Hopp Huttu / Sumis